Zwei Deutsche auf der Marmorplatte
28.04
Wir stehen auf mit dem Plan heute die blaue Moschee anzusehen, nachdem uns dies wegen der Gebetszeit gestern verwehrt blieb. Zunächst verabschieden wir uns jedoch von unserem Kumpanen Wim welcher in einer Marathonbusfahrt nach Hause nach München will.
Philipp ist mittlerweile wiederhergestellt, doch Simons Magen macht verstärkt Probleme und so erkundigen wir uns schonmal pro forma nach Krankenhäusern in Istanbul. Trotzdem starten wir zunächst mit dem Ziel blaue Moschee in den Tag. Fünf Minuten später stehen wir vor den kontrollierenden Wachmännern und müssen feststellen, das Simon mit seinen kurzen Hosen nicht in die Moschee eintreten darf. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen ist, dass man eine Art Beinbedeckung ausleihen kann und so läuft Simon wieder zurück zum Hostel um eine andere Hose anzuziehen.
Zwanzig Minuten später stehen wir in der Schlange im Innenhof der Moschee. Trotz der vielen Leute geht ws überraschend schnell voran und so dauert es nicht lange und wir dürfen unsere Schuhe ausziehen und in Plastikbeutel stopfen ehe wir den Teppichboden der Moschee betreten.
Leider befindet sich das Gotteshaus in Restaurierungsarbeiten und so ist beispielsweise die eindrucksvolle Mittelkuppel der Moschee gar nicht zu sehen. Deswegen halten wir uns hier nicht sonderlich lange auf, da es zu wenig zu sehen für zu viele Menschen an diesem Ort gibt.
Wieder im Freien trennen wir uns. Simon will ein Krankenhaus aufsuchen und Philipp möchte sich die Basilikazisterne ansehen, in der unter anderem Dreharbeiten für die Bondfilme stattfanden. Auch hier ist die Schlange sehr lang, der Preis mit 20 Lira ist nicht billig und erst kurz vor dem Eintritt wird man darüber informiert, dass auch hier Aufbereitungsarbeiten stattfinden und daher kein Wasser in der Zisterne ist.
Beim Betreten der Zisterne fallen einem zunächst die schlechten Lichtverhältnisse auf, welche auf den Bildern im Internet gänzlich anders gezeigt werden und viel heller sind.
Durch die vielen Menschen verliert der Ort zudem seinen ruhigen mystischen Charme und dann gibt es noch eine Ecke in der Leute mit zu viel Geld Fotos von sich selbst in Sultanverkleidung anfertigen lassen können... wirklich der absolute Gipfel der Fremdscham!
Zwar ist die Größe der Ziserne beeindruckend, alles in allem war es jedoch eine sehr unterwältigende Erfahrung die man so nicht hätte machen müssen. Naja! Später ist man eben schlauer und besucht eine der kleineren Zisternen welche teilweise sogar frei zugänglich sind.
Es geht zurück zum Hostel, die Wäsche muss erledigt werden. Unterdessen findet Simon kein Krankenhaus und telefoniert daher wenigstens als Ferndiagnose mit Nadine um sich Rat zu holen. Es ist gut möglich das sich der Magen entzündet hat, sodass erstmal nur Tee und Cracker oder Reis angesagt sind.
Zum Mittagessen findet man sich wieder im Sultan Ahmed Viertel zusammen, zusätzlich ist noch Mats und eine Freundin mit dabei. Im Restaurant bestellt Philipp nichtsahnend ein Essen aus einem verschlossenen Tontopf. Als das Essen serviert wird, gleicht dies mehr einer Show, da ein Kellner mit einem Wagen mit brennender Schale am Tisch erscheint in welcher sich das Tongefäß befindet. Anschließend wird der Tontopf geköpft und das Essen angerichtet. Plötzlich tauchen auch noch Musiker auf und singen, sodass zumindest jeder im Restaurant weiss was bestellt wurde. Witzig aber auch ein komisches Gefühl.
Nach der leckeren Mahlzeit wollen alle nur noch eines und das ist entspannen im Hostel. Gesagt, getan und so ziehen wir auf unsere Dachterrasse um und verbringen dort mit den anderen einen angenehmen Frühabend, ehe noch eines der Highlights in Istanbul ansteht.
Denn es geht ins traditonelle türkische Hammambad!
Wir haben uns das Cemberlitas Hammami ausgesucht und werden nicht enttäuscht.
Vor Ort buchen wir unser Paket mit Hammam und anschließender Aromaölmassage und ziehen uns in unseren eigenen kleinen und abschließbaren Kabinen um. Dann geht es hinein in den Hauptraum des Hammam. Hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme empfangen uns und wir legen uns zunächst auf die heisse Marmorplatte direkt in der Raummitte. Neben uns waschen die türkischen Hammam-Meister weitere Gäste. Wir liegen ungefähr 15 Minuten auf dem Stein bis uns die zugeteilten Angestellten abholen und uns am Rand der Marmorplatte platzieren. Zunächst werden wir mit dem traditionellen Kese-Handschuh abgeschrubbt.
Da wir beide dies zum ersten Mal tun verlieren wir dementsprechend viel an alter Haut und Schmutz und sind erstaunt über das Resultat. Anschließend werden wir mit dem Schaum aus den in Lauge getauchten Kissen bedeckt, kurz massiert und komplett gewaschen.
Zum nächsten Schritt geht es in den Vorraum in welchem wir duschen, frische Handtücher bekommen und in den Massagebereich geführt werden.
Die folgende 30 Minuten Ganzkörpermassage ist wunderbar, lediglich die Oberschenkel sind noch nicht so begeistert von den Handgriffen der Masseure. Zum Schluss geht es zum Ausruhen nochmals in den Hauptraum des Hammam. Danach duschen und zurück in unsere Kabinen. Zum Abschluss gibt es noch einen Saft in der Lobby, dann machen wir uns entspannt auf den Heimweg.
Im Hostel angelangt entscheidet sich Simon für Ausruhen und Philipp geht mit manchen anderen aus dem Hostel noch ins Nachtleben Istanbuls nach Taksim. Als Gruppe besuchen wir die nette Irish Corner Bar und eine weitere Bar auf einer Dachterrasse, anschließend geht es noch in einen Club mit fürchterlicher türkischer Musik während im Hintergrund lautlos die Musikvideos von amerikanischen Stars laufen... ganz was feines.
Trotzdem verleben wir einen schönen Abend und als es Zeit für die Heimfahrt ist entscheidet sich ein Paar dafür trotz langem Weg zu laufen.
Gegen 5:30 Uhr sind wir zurück am Hostel, den letzten Teil des Weges wurden wir von den Rufen der Muezzine zum Morgengebet begleitet. Ein rundum toller Tag findet so ein Ende und geht schon fast in einen weiteren tollen Tag über. Mal sehen was der Rest des Montags noch so bringen wird. Denn wir haben noch einiges für die Abreise am Dienstag zu erledigen.
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