Das kleine Auenland Suomenlinna
06.06













9:30 Uhr wollten wir uns bei Philipp und Else zum Frühstück treffen, mit dem Rad dauert das 20 Minuten. Eigentlich ist das entspannt, jedoch nicht wenn man erst um 9:00 Uhr aufwacht. Ich falle aus dem Bett, in die Dusche und dann in die Klamotten, ich wollte ja auch noch was für das Frühstück besorgen.
Um 9:30 Uhr verlasse ich zumindest den Supermarkt und rase anschließend gen Espoo Nord. So bin ich letztlich nur 20 Minuten zu spät, ich denke die beiden haben das verkraftet. Philipp holt mich an der Tür ab und klassischerweise ist der erste Kommentar:
„Ich bin müde!“
Ist ja was absolut untypisches für unseren Herrn Dochantschi. Elses Studentenzimmer ist jedenfalls super schön und sonnendurchflutet... lange Schlafen ist hier schwierig. Das Frühstück ist klasse, zudem kann ich über Philipps Laptop meine SD-Karten entleeren und habe so wieder Speicherplatz zum filmen. Dann geht es mit Philipp Richtung der Metro nach Helsinki.
Auf dem Fußmarsch stelle ich fest, dass mir die Kamera immer noch eine volle Speicherkarte anzeigt, mit den anderen Karten ist es ähnlich. Man hätte sie nur formatieren müssen, was fünf Minuten gedauert hätte, damit alles wie immer ist, allerdings wissen wir dies nicht und verschwenden so fast eine Stunde in der sehr schönen und neuen Oodi Bibliothek. Hier gibt es alles von Multimediatechnik über 3D-Drucker bis hin zu einem Näh- und Textilkurs. Ich wünschte unsere Bibliotheken wären so. Nachdem wir also den Fehler gefunden und die Karten neu formatiert haben, können wir zum eigentlichen ersten Programmpunkt starten.
Wir wollen auf die Insel Suomenlinna, welche ungefähr 15 Minuten Fährfahrt entfernt vom Festland vor Helsinki liegt. Suomenlinna bedeutet übrigens übersetzt Finnenburg und der Name ist Programm. 1748 begannen die Schweden den Bau der Feste und nennen die Insel daher auch heute noch sehr einfallsreich Schwedenburg anstatt Finnenburg. Zeitweise war die Anlage auch russisch besetzt, allerdings wurde sie im Zuge der russischen Revolution von den mittlerweile unabhängigen Finnen zurückerobert. Daher nimmt diese Insel auch im Hinblick auf den finnischen Nationalstolz eine entscheidene Position ein.
Dieser eigene Stadteil Helsinkis wird heute von rund 850 Menschen bewohnt, welche sich auf mehrere größere und kleinere Inseln verteilen und beispielsweise die Hauptinsel in einen öffentlichen und einen privaten Teil separieren.
Nach dem Verlassen der Fähre schlendern wir einfach herum, alles blüht und viele Familien nutzen den schönen Tag für einen Ausflug mit Picknickdecke im Grünen oder auf den Felsen mit kleinen Stränden darunter. Es ist sehr warm für Helsinki, zwischenzeitlich werden 26 Grad angezeigt, sodass Philipp und ich in unseren langen Hosen etwas leiden.
Immer wieder suchen wir Schatten und erstehen für schlanke 7 Euro ein Bier mit 0,33 Litern Füllmenge... die spinnen die Finnen!
Insgesamt erinnert mich das Eiland ein wenig an das Zuhause der Hobbits aus „Der Herr der Ringe“. Fast könnte man denken, man flaniert durch das Auenland.
Nach zwei Stunden haben wir genug und wollen Else in der Stadt treffen. Also mit der Fähre wieder zurück ans Festland, wo sie uns schon erwartet und weiter geht es in ein leckeres Ramen-Restaurant zum Mittagessen.
Danach wollen wir ein wenig in den Park gehen und besorgen uns etwas zu trinken aus dem Supermarkt. Im Park angekommen sehe ich aufgespannte Slacklines und eine überambitionierte Sportgruppe von mindestens 50 Leuten macht Tanzaerobic zu groovigen Mainstream-Pophymnen. Lieben wir !
Während wir im Park fläzen meldet sich Elses Bruder, der ebenfalls in Helsinki wohnt, gerade mit Freunden ein kleines Boot gekauft hat und so wir verabreden uns für ein Bier in einem Pub in der Nähe der Bootsanlegestelle. In der Helsing-Bar kostet das Bier nur 3,50 Euro für 0,40 Liter. Wir kommen der Sache näher. Stolz erzählt Mattias von seinem Boot und natürlich wollen wir es anschließend sehen. So geht es erneut los, auf dem Weg stößt noch Elses und Mattias Vater dazu und wir laufen Richtung Anlegestelle.
Selbstverständlich will Mattias das Boot auch vorführen, sodass wir alle kurzerhand einsteigen. Da wir sowieso nach Espoo müssen, bietet er an, uns dort rauszuschmeissen und mit seinem Vater zurückzufahren. Wir nehmen gern an und haben eine schöne halbstündige Sonnenuntergangsfahrt in der kleinen roten Nussschale. Die Natur noch einmal vom Wasser aus zu sehen ist wirklich wunderbar, auf vielen Inseln stehen kleine Häuser die sehr heimelig ausschauen und ünerall fahren Schiffchen umher und Leute schwimmen im Wasser.
Abgesetzt werden wir schließlich an einem protzigen Hafen an dem überwiegend Yachten liegen... egal, unser Boot hat dafür mehr Charakter. Nachdem wir ausgestiegen sind, brausen die beiden nun deutlich schneller wieder davon.
Wir laufen zurück zu Else, machen noch einen Schlenker über die ultramoderne Aalto Universität an der die beiden studieren, dann verabschiede ich mich und springe auf mein Rad. Da morgen um 7:45 die Fähre nach Tallinn geht und ich deswegen um 6:00 Uhr aufstehen muss, will ich noch einige Dinge erledigen. Außerdem ist es auch schon 22:30 Uhr. Das fällt einem wegen der weißen Nächte eben nur nicht auf. In der WG angekommen, verabschiede ich mich schonmal pro forma, packe meine Sachen und lege mich dann gegen fast 2:00 Uhr morgens noch für vier Stunden schlafen. Was ein klasse Tag! Ich bin froh hiergewesen zu sein.
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