Die letzten 100 Kilometer
09.06
Mehrere Donnerschläge wecken mich nachts auf. Um mich herum steht die Straße unter Wasser, es kübelt wie selten gesehen. Aber ich bleibe dank dem Tankstellenwellblechdach komplett trocken. Wegschicken tut mich auch niemand, die vorbeifahrenden Leute müssen mich aber auf jeden Fall für einen richtigen Landstreicher halten. Gegen 7 Uhr packe ich zusammen, frühstücke kurz und schwinge mich aufs Rad. Der Himmel hat sich beruhigt und ist wieder babyblau, es wird heute zwar warm, aber bei weitem nicht so schlimm wie die Tage davor. Ich erreiche das offizielle Grenzschild von Lettland und schon bin ich im letzten Land meiner Reise.
Ich komme gut voran, nach 20 Kilometern erreiche ich die letzten 100 km die ich mit dem Fahrrad fahre, schon wieder ein emotionaler Moment.
Heute sehe ich auch das erste Mal längere Zeit das Meer des Rigaer Meerbusens, leicht schimmert es immer wieder durch den Wald hindurch zu mir herüber. Die Vegetation hat sich wieder verändert. Hier herrscht viel Schilfgras vor, ein wenig Wald der meistens aus Fichten besteht und des öfteren durch kleine Seen, Meereinmündungen und Flüsschen unterbrochen wird, zieren das Landschaftsbild.
Kleine Ruderboote und Jetskis fahren bei dem guten Wetter neben mir her, in dieser Athmosphäre fühle ich mich wohl. Daher mache ich Mittag einfach auf der Straße und schaue verträumt in die Natur, wohlwissend, dass bald die Lautstärke der Stadt diese Ruhe hier vertreiben wird.
Das Beenden des Radfahrens reizt mich aber auch und ich steige voller Motivation wieder aufs Rad. Die Straßen werden erwartungsgemäß voller, ich kann aber auf Radwege ausweichen und nach dem Überqueren der Stadtgrenze rolle ich nur noch langsam aus und lasse einfach den Highlight-Film der Reise in meinem Kopf ablaufen. Vieles von der Stadt kann ich bereits jetzt auch schon besichtigen, ich fahre unter anderem an der Geburtskathedrale vorbei und erreiche gegen 15 Uhr das Hostel. Die 120 km sind geschafft und somit auch die gesamten 5.100 gefahrenen Kilometer. Lachend betrete ich meine Hererge!
Direkt nach dem Anmelden im Hostel ruft mich das Bett und ich ruhe mich zunächst drei Stunden aus.
Die hosteleigene Bar versorgt mich später mit einem Welcome-Drink, für mich gibts mangels anderem leckeren Alkohol daher ein Cider. Ich lerne ein paar Leute kennen, unter anderem einen netten Kalifornier mit dem ich zu Abend esse. Dann lege ich mich in mein Bett und stelle mir den Wecker für 3:00 nachts, denn heute steht das NHL-Playoff-Finale auf dem Programm. Morgen muss ich noch einen Radladen für meine Fahrradbox finden, ansonsten wird die Stadt erkundet.
Riga, be prepared!!
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