Lettland, ich komme !
08.06
Der Tag beginnt wie der letzte, es ist sehr warm und schwül zugleich, der nächste Regenguss liegt in der Luft. Ich sitze gegen 9 Uhr auf dem Rad und direkt ist der Gegen- und Seitenwind da. Daher sind heute immer wieder kleinere Pausen angesagt, um aus dem Luftstrom zu kommen. Ziel sind ungefähr 130 Kilometer zu machen, damit ich für den morgigen Tag nur noch 120 Kilometer fahren muss.
Pärnu ist nach 70 Kilometern das Mittagsziel. Ich flüchte in den Schatten und bleibe fast zwei Stunden hier. Ich telefoniere eine längere Zeit mit Simon und bin sehr glücklich etwas von ihm zu hören. Er hilft mir auch aus der Klemme, da ich mein Übergepäck nur mit Kreditkarte bezahlen kann... ich hab aber keine.
Dafür nochmal eine fettes Danke an den Süßen!
Hinter Pärnu beginnt dann der Rigaer Meerbusen, ich freue mich sehr auf das Wasser, werde aber zunächst enttäuscht und fahre trotz der unmittelbaren Nähe zum Wasser an einer grünen Wand aus Wald entlang.
Dafür treffe ich sehr viele Motorradfahrer und andere Radler, man grüßt sich oder jubelt sich zu, diese stille Gemeinschaft gefällt mir sehr. Oft fährt man nach solchen Begegnungen die nächsten paar hundert Meter mit extra Motivation und stellt sich vor, wohin diese Menschen wohl unterwegs sind.





Die Natur in Estland ist bisher ganz anders als Finnland, der Unterschied ist ziemlich deutlich. Viel weniger wild, weniger ungezähmter Wald, dafür mehr angelegte Felder und Wiesen. Es gibt zwar auch Häuser, so viele verteilte Gehöfte wie in Finnland gibt es aber nicht. Ich fühle mich hier schon eher an Deutschland erinnert und bekomme Heimatgefühle.
Meine Beine sind gut drauf und ich möchte noch die lettische Grenze erreichen.
Es ist 19:30 Uhr als ich endlich an die Tankstelle und Raststation an der Grenze rolle. Ich bin ziemlich im Eimer, mich trübt zusätzlich auch der Gedanke, dass ich heute Nacht Schwierigkeiten haben werde einen regensicheren Schlafplatz zu finden. Weil ich nicht weiß, was ich tun soll bleibe ich erstmal drei Stunden hier und hole mir genug zu Essen um die Laune zu heben. Ein Hostel oder ähnliches gibt es hier im Nirgendwo nicht. Der Wetterbericht wird immer schlechter und zeigt für fünf Stunden absoluten Sturm mit Blitzen und Donner an.
Draußen schlafen will ich nicht, durchmachen ist aber auch keine Option. Daher baue ich nach langem hin und her in meinem Kopf mein Zelt einfach unter dem Dach der Tankstelle auf, anstatt der Heringe beschwere ich das Zelt mit den Radtaschen. Ich hoffe, dass ich damit durchkomme und lege mich in mein aufgebautes Innenzelt. Die Hauptsache ist, dass ich eine trockene Nacht haben werde. Morgen werde ich also auf meine letzten Radkilometer für diese Reise gehen. Mit diesem Gedanken falle ich in einem unruhigen Schlaf.
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